Pfefferminze, Mentha x piperita, Menta spicata

Sanskritname: Pūtīha

Rasa (Geschmack): kaţu, tikta (scharf, zusammenziehend)
Guņa (Eigenschaft): laghu, rūkşa, tīkşņa (guru)
Vipāka (Wirkung nach der Verdauung): kaţu (scharf)
Doşa: Kapha reduzierend

Pfefferminze gehört zu den Lippenblütlern (Lamiaceae).

Volksnamen: Aderminze, Edelminze, Englische Minze, Gartenminze, Teeminze

Verwendet wird das ganze Kraut, Öl, Blätter (im Schatten trocknen)


Mentha x piperita ist keine natürliche, taxonomisch wohlumgrenzte Art, sondern eine durch Kreuzung aus mentholarmen und mentholfreien Eltern herausgezüchtete Kulturform. Durch den Anbau sind mehrere morphologisch und chemisch verschiedene Typen und Formen entstanden, die alle ein mentholreiches ätherisches Öl enthalten. Wild kommt die Pfefferminze, die für arzneiliche Zwecke gebraucht wird, nicht vor.

Die Pflanze bevorzugt Moorboden und tonigen Kalk. Sie wird 30 bis 80 cm hoch, hat einen ausgeprägt vierkantigen Stängel und gegenständig angeordnete Blätter sowie rosarote Blüten. Die Blütezeit ist von Juni bis Juli.

Auf der Zunge befinden sich Temperatur- und Mechanorezeptoren, die Informationen über Temperatur und Konsistenz der Nahrung übermitteln. So wird z. B. Menthol als kalt empfunden. Die Blätter schmecken zunächst brennend würzig, wobei sich rasch ein kühlender Nachgeschmack ausbildet. Vermutlich kommt die Schmerzlinderung indirekt über reflektorische Auswirkung des Kälterezeptoren-stimulierenden Effekts des in Pfefferminzöl enthaltenen Menthols zustande.

Die Meinungen im Āyurveda gehen auseinander, ob die thermische Potenz kühlend oder erwärmend ist. Gerne wird die Minze im Sommer zu lokalen Erfrischung eingenommen. Auf den Stoffwechsel hat sie jedoch einen erhitzenden und anregenden Effekt. Damit wirkt sie besonders ausgleichend auf das im Hochsommer saisonal belastete Pitta-Agni-System ein: Sie reduziert das durch zu viel Pitta hervorgerufene Hitzegefühl und  die starke Schweißabsonderung, aber verstärkt das Verdauungsfeuer Agni. Damit hat sie subjektiv eine kühlende, aber innerliche eine erwärmende thermische Potenz (vipāka).

Inhaltsstoffe: 0,5 – 4% ätherisches Öl (Hauptkomponente: Menthol, ca. 60%), Labiatengerbstoffe (vom Typ der Rosmarinsäure), freie Phenolcarbonsäuren (u. a. Kaffeesäure, Chlorogensäure), Flavonoide (Flavonoidglykoside, Eriocitrin, Luteolin, Apigenin, Hesperidin), Triterpensäuren (Ursolsäure, Oleanolsäure), Sterole, Lipide, Carotinoide, mineralische Bestandteile, Gerb- und Bitterstoffe.

Die Blätter der Krauseminze (Mentha spicata L. var. crispa), auch Spearmintblätter genannt, enthalten ätherisches Öl, das frei von Menthol ist, dafür aber reichlich Carvon (im Kümmel vorkommend) enthält.


Wirkungen: appetitanregend (dīpana), vātānulomana (Vāta regulierend, spasmolytisch, karminativ), anregend, digestiv, verstärkt die Menstruation, wehenfördernd, öffnet den Geist und die Sinneswahrnehmungen, cholagog (galleproduktionsanregend), antibakteriell, sekretolytisch, kühlend, beschleunigend auf die Magenentleerung, lokal anästhesierend, antimikrobiell, choleretisch, cholagog, reflektorisch über Geschmack- und Geruchsreize sekretionsfördernde Effekte des ätherischen Öls.

Menthol (äußerlich): hyperämisierend, śūlaghana (schmerzlindernd),

Die im Ayurveda unter dem Namen Pūtīha bekannte Minze zeichnet sich durch mannigfache Heilqualitäten (karma) aus: Sie wirkt geschmacksverstärkend und appetitanregend (rocana), verdauungsfördernd (dīpana) und beseitigt Bauchschmerzen, Würmer und Gastritis.


Indikationen: Erbrechen, Bauchschmerzen (halbes Glas Wasser mit ein paar Tropfen trinken), Würmer, Gastritis, Magenmittel, Gallensteine, Pruritus, stumpfe Verletzungen, śūla, ādhmāna, Durchfall, krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, Dyspepsie, Blähungen, Reizdarmsyndrom, Übelkeit, Brechreiz, übelriechender Stuhl

Blätter: śvāsa (Asthma), kāsa (Husten), Blähungen, Übelkeit,

Menthol (Kampferkristalle als Lösung): Spannungskopfschmerz (2-3 Tropfen einreiben), Erkältungen (über Taschentuch einatmen)

Zahnschmerzen (1 Tropfen in Watte in den Mund)

Positiv Monographie der Kommission E bei krampfartigen Beschwerden im oberen Gastrointestinaltrakt und der Gallenwege, Colon irritabile, Katarrhe der oberen Luftwege, Mundschleimhautentzündungen (innere Anwendung), Myalgien, neuralgiforme Beschwerden (äußere Anwendung)

Kontraindikationen: Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenentzündungen, schwere Leberschäden, Vorsicht in der Schwangerschaft (wehenfördernd, muskeldilatierend)

Ätherisches Öl bei Kindern nicht im Bereich des Gesichtes oder der Nase anwenden (Kratschmer-Reflex, Glottiskrampf).

Nebenwirkungen: bei empfindlichen Menschen Magenbeschwerden, Allergien, schleimhautreizend. Überdosierungen führt zu Intoxikationen, die in erster Linie das Zentralnervensystem erfassen: Kältegefühl, rauschähnliche Zustände, Ataxie, Benommenheit.

Pfefferminze wirkt dilatorisch (erweiternd) auf den Ösophagussphinkter (ringförmiger Verschlussmuskel am Übergang von der Speiseröhre zum Mageneingang), kann daher einen Reflux von Magensäure und dadurch bedingtes Sodbrennen fördern. In fishermens friends ist Pfefferminze enthalten, diese können also Sodbrennen auslösen! Der verminderte Tonus führt zu einem erleichterten Abgang aufgestauter Luft.


Studien:

Neue Arbeiten haben ergeben, dass Menthol, Menthon und ähnliche Monoterpene stereoselektive Modulatoren von ionotropen Ionenkanälen (GABAA, Glycin-Rezeptoren) darstellen, worauf ihre neuroaktiven Eigenschaften beruhen sollen. Inwieweit damit die beruhigende Wirkung von Pfefferminzzubereitungen zusammenhängt, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Ein 30%iger ethanolischer Extrakt hemmte dosisabhängig die durch Acetylcholin, Histamin-Carbachol oder Bariumchlorid induzierte Kontraktionen am Meerschweinchen-Ileum. Am drainierten Gallengang von Hunden und Ratten stimulierten flavonoidreiche Zubereitungen aus Pfefferminzblättern die Gallesekretion, hemmten durch Indometacin ausgelöste Magenulcera, dosisabhängig die Magensaftsekretion, steigerten die PGE2-Freisetzung, unterdrückten Leukotrienbildung und wirkten nach histologischen Untersuchungen zytoprotektiv. In klassischen Schmerz- und Entzündungsmodellen an Nagern wirkten Auszüge aus Pfefferminzblättern analgetisch und antiphlogistisch.

In mehreren randomisierten placebo- bzw. referenzkontrollierten Studien ist die Wirksamkeit von magensaftresistenten Darreichungsformen von Pfefferminzöl beim Reizdarmsyndrom belegt, auch anhand von Metaanalysen.

90 mg Pfefferminzöl + 50 mg Kümmelöl 2x tgl. als Kapsel wirkt nach 4 Wochen gegen funktionelle Dyspepsie (Reizmagen).

Pfefferminzöl zeigt annähernd die gleichen physiologischen, pharmakologischen und toxikologischen Eigenschaften wie Menthol. Allerdings ist seine lokal reizende Wirkung stärker ausgeprägt.

Menthol führt zu einer Blockierung der Calcium-Kanäle im Magen-Darm-Trakt. Dies führt zu einem Verminderten Calciumeinstrom in die Zellen (Calcium-antagonistischer Effekt).

Bei Spannungskopfschmerz ist äußerlich angewandtes ätherisches Pfefferminzöl annähernd so wirksam wie Paracetamol und kann zur alleinigen Therapie empfohlen werden.

In der griechischen Mythologie war es die schöne Nymphe Minthe, Tochter des Kokytos, die die Geliebte des Hades war und aus Eifersucht von dessen Gattin Persephone zerrissen wurde. Der Gott soll sie daraufhin als duftende Minze der Oberwelt wiedergegeben haben. Nach ihr soll auch der Berg benannt worden sein, zu dessen Füssen ein Tempel des Hades an eben jener Stelle gelegen haben soll, wo die Minze der Erde entsprossen war.

Dosierung:

  • Menthol (Kristall) + Kampfer (Kristall) + Thymol (flüssig) 1:1:1 (Tigerbalsam), Indikationen: Kopfschmerzen, Erkältung, Zahnschmerzen, Erbrechen, Bauchschmerzen
  • 1 – 2 Teelöffel Öl innerlich
  • Öl: 5-20%iges ätherisches Öl/fettes Öl Gemisch, jeweils einige Tropfen in die betroffenen Hautpartien einreiben bei Rheuma, Arthritis, Zahnweh, Kopfweh,
  • Paste kann mit Milch angewendet werden
  • Tee: 1 Teelöffel mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen,5-7 Minuten zugedeckt ziehen lassen, 2-3x täglich eine Tasse trinken. Bei der Teezubereitung werden nach 10 Minuten ca. 20-25% des ätherischen Öls im Teeaufguss gefunden.
  • Infus: 500 mg – 1g 2-3x tgl.
  • Bei Spannungskopfschmerz: 10%ige Lösung von Pfefferminzöl in 90%igem Ethanol gleichmäßig auf Stirn und Schläfen streichen
  • Inhalation: 3-4 Tropfen Pfefferminzöl auf heißes Wasser geben und inhallieren.

Fertigpräparate: Chiana Kapseln, Medcalm Hartkapseln, Schupp Pfefferminzöl, spasmo gallo sanol N Dragees. Es gibt noch viele Kombinationspräparate, Carminativum Hetterich, Carmol Tropfen, Heumann Magentee Solu-Vetan, Euminz


Quellen:

  • Schilcher et al., Leitfaden Phytotherapie,
  • Doris Grappendorf;
  • Zeitschrift für Phytotherapie 6/2011;
  • Gupta+Stapelfeldt
  • PalmenGarten gut gewürzt vom 24.5. bis 23.9.12
  • Hänsel/Sticher, Pharmakognosie, Phytopharmazie
  • Blaschek/Wichtl, Teedrogen und Phytopharmaka
  • Apotheker M. Pahlow, Das Grosse Buch der Heilpflanzen
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